Auf den Spuren der Vergangenheit
von Franz Wieland 4.7.1945
Manches Werk des Altertumes ist der Welt als Buch erhalten
und gibt Kunde unsrer Jugend von dem hohen Stand der Alten.
Äschylos und Xenophan, Herodot, Homer, die Griechen
mit Virgil und Cicero immer noch im Wettstreit liegen.
Während uns die Originale jener Großen noch beseelen
tut in deutschen Landen leider Ähnliches uns völlig fehlen.
Und nach allem unsre Vorfahrn doch auch einst Kultur besaßen,
wenn auch die Papyrusstaude nun nicht wuchs auf ihrem Rasen.
Denn nicht war der Mensch des Nordens dem des Südens unterlegen;
dies die Wissenschaft des Spatens der Verleumdung hält entgegen.
Zwei Gesänge aus der Frühzeit glücklich uns erhalten blieben,
Nibelungenlied und Edda, nur recht spät erst umgeschrieben.
Deutscher Lande erste Zeiten liegen also sehr im Dunkeln.
Ganze Zeitperioden schweigen, oft nicht einmal Sagen munkeln.
Wie ist das nur zu erklären? Wer hat da die Hand im Spiele?
Wer hat gründlich so gewütet? Wen bewegten Hassgefühle ?
Schuld ist teilweis jener Kaiser, den man dann den Frommen nannte,
der die Sammlung Karls des Großen wohl im Unverstand verbrannte.
Damals sanken wohl in Asche viel altdeutsche Kostbarkeiten aus Geschichte
und den Musen, abgetan als Kram der Heiden.
Nur was war in Fels gemeiselt, konnte man nicht ganz vernichten
und so müssen Steine reden und aus jener Zeit berichten.
Teilweis fielen auch zum Opfer in den Kriegen bei den Bränden
große literarische Schätze an vergilbten Dokumenten.
Hie und da blieb noch erhalten einiges hinter Klostermauern,
das dort konnte wohlbehütet die Jahrhundert überdauern.
Selten selbst in alten Städtchen sich Urkunden noch befinden,
die von Gründung und Entwicklung dieser Orte noch was künden.
Wenig auch von Dorf und Weilern wird aus alter Zeit berichtet
und was früher mal vorhanden, größtenteils ward auch vernichtet.
Rein dem Zufall wir verdanken, wenn noch einiges blieb erhalten,
teils in Chronik und Statistik, das die Brück’ noch schlägt zum Alten.
Mühsam muß der Heimatforscher alles nun zusammensuchen;
zu Mosaikbildern setzen und dem Heimatort verbuchen.
Oft in der Gewanne Namen ist zuletzt noch was zu finden
was kein Buch und keine Chronik weiß der Nachwelt zu verkünden.