Das Flurbereinigungsverfahren in Weisenbach wurde im Jahr 2002 als beschleunigtes Zusammenlegungsverfahren angeordnet. Das Hauptziel war die Verbesserung des maroden Wegenetzes und die Offenhaltung der Landschaft. Dieses Ziel sollte durch die verbesserte Erschließung sowie die damit einhergehende bessere Beweidung und Beseitigung von natürlicher Sukzession erfolgen.
Als erste Maßnahme wurde der Weg zum kommunalen Schafstall im Jahr 2003/2004 wiederhergestellt. Die Kosten für den Wegebau betrugen ca. 240.000 €. Die Baumaßnahme wurde in Weisenbach zu 85% gefördert, sodass lediglich 15% von der Gemeinde aufzubringen war.
Nachdem seitens der Gemeinde Weisenbach erkannt wurde, welche Vorteile solch ein Flurbereinigungsverfahren hatte, entschloss sich die Gemeindeverwaltung im Jahr 2004, die Erweiterung des Verfahrens auf die Gesamtgemarkung zu beantragen. Die Größe des Verfahrens beträgt seither 797 ha. Diese Fläche verteilt sich auf 1.155 Teilnehmer und deren 4.270 Grundstücke.
Aufgrund der Größe wurde das Verfahren zur besseren Bearbeitung in drei Teilgebiete aufgeteilt wurde. Das erste Teilgebiet liegt südwestlich der Ortslage von Weisenbach, das Zweite südwestlich vom Ortsteil Au im Füllenbachtal und das Dritte (südöstlich von Weisenbach) im Latschigbachtal.
Das Teilgebiet I im Bereich zwischen Naturfreundehaus, Kolpinghaus und Schafstall wurde anschließend in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Landratsamt überplant. Hier wurden für insgesamt 400.000 Euro vorhandene Wege im Jahr 2010 modernisiert, störende Verbuschungen beseitigt, Trockenmauern errichtet sowie Wanderparkplätze am Kolpinghaus und am Naturfreundehaus angelegt. Die im Jahr 2004 gebaute Zufahrt zum Schafstall wurde nachträglich asphaltiert, weil der Weg im Winter nur sehr schlecht geräumt werden konnte und so der Winterstall sehr schlecht anfahrbar war.
Das zweite Teilgebiet liegt im Ortsteil Au, das nach Beendigung des Teilgebietes I überplant wurde. Bislang war es nicht möglich, mit einem LKW den privaten Ziegenstall in diesem Tal anzufahren. Im Winter 2014/15 wurden einige Bäume und Büsche, die wild in den Streuobstflächen aufgegangen waren, gerodet, um die typische Streuobstlandschaft wiederherzustellen. Ab Mai 2015 wurden diese Baumaßnahmen umgesetzt. Neben der Verbreiterung der Hauptzufahrt wurden auch einige bestehende Feldwege modernisiert. Im oberen Bereich des Füllenbachtals wurde eine Verbindung aus Rasenverbundsteinen zwischen mittlerem und oberem Weg geschaffen, so dass nun eine Ringerschließung vorhanden ist. Außerdem wurden einige Trockenmauern, ein Reptilienhabitat, der Grillplatz sowie PKW-Ausweichstellen angelegt. Für diese Maßnahmen wurden insgesamt 510.000 Euro ausgegeben. Um das Landschaftsbild mit der typischen Streuobstlandschaft weiter zu verbessern, wurden im Winter 2015/2016 ca. 320 alte Obstbäume einem Pflegeschnitt unterzogen, was einen freiwilligen ökologischen Mehrwert für das Gebiet darstellt.
Im Teilgebiet III, dem Latschigbachtal wurden ebenfalls einige Wege modernisiert, um so eine bessere Erschließung des kulturhistorischen Heuhüttentals zu erreichen. Vorhandene Verbuschungen auf brachliegenden Wiesen sowie freistehende Fichten außerhalb des Waldes wurden beseitigt.
Der im Tal liegende Schotterweg wurde auf vorhandener Breite modernisiert und die Zufahrt zum Wasserhochbehälter neu asphaltiert. So entstand im Jahr 2021 eine neue Ringerschließung des Latschigbachtals, damit die Bewirtschafter besser ihre Grundstücke anfahren und pflegen können. Für die umgesetzten Maßnahmen im Teilgebiet III wurden insgesamt 362.000 Euro ausgegeben.
Die letzte Baumaßnahme wurde nun im Teilabschnitt 1 durchgeführt und stellt den Abschluss des gesamten Bauprogramms dar.
Auf mehrfachen Wunsch der Gemeinde Weisenbach wurde im Teilgebiet I eine letzte Baumaßnahme geplant, da die Bauausführungen im Teilgebiet III günstiger als geplant ausgefallen waren.
Die Verlängerung der Steinedeckstraße konnte nun in den zurückliegenden Wochen modernisiert werden.
Obwohl die Maßnahme nicht ausgleichspflichtig ist, sollen sieben Obstbäume hinter dem Naturfreundehaus als freiwilliger Beitrag (ökologischer Mehrwert) angepflanzt werden.
Die Genehmigung und Kostenbewilligung (ca. 150.000 Euro) für diese Maßnahmen erfolgte durch das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung in Stuttgart Mitte Juni 2023.
Auf diese Weise flossen über 1,3 Millionen Euro Fördermittel in die Gemeinde Weisenbach bzw. den Landkreis Rastatt.
Ein besonderer Dank geht an die vielen betroffenen Grundstückseigentümer, da die Umsetzung in dieser Art von Flurbereinigungsverfahren auf freiwilliger Basis funktionieren muss. Dies bedeutet, dass verbreiterte Wege zu einem Großteil auf den benachbarten Grundstücken liegen und die Eigentümer dies unentgeltlich zu dulden haben. Dies wurde mit jedem betroffenen Eigentümer schriftlich vereinbart.
Das gute Zusammenspiel zwischen dem Landratsamt, der Gemeinde, den Eigentümern sowie den beteiligten Fachverwaltungen und Verbänden zeigt gerade an dem Beispiel Weisenbach, wie eine moderne Flurneuordnung aussehen kann. Auf der einen Seite wird die Feldflur neu erschlossen und die fortschreitende Verbuschung aufgehalten, auf der anderen Seite werden dadurch aber auch die historische Kulturlandschaft und eine Vielzahl von Biotopen und Lebensräumen dauerhaft erhalten.