Weisenbach in 100 Jahren

von Franz Wieland - 1937

Wer kam vor tausend Jahren mal über die hiesge Flur, 
der fand von unserem Weisenbach noch nicht die geringste Spur.
Doch wie in hundert Jahren es hier wohl aussehn tut, 
das wird euch jetzt geschildert, aber Ruhe! Seid so gut!

In hundert Jahr'n kann Weisenbach ein Dorf wohl nimmer sein. 
Es stehn dann schöne Villen an jedem Hang und Rain. 
Es ist ne Stadt geworden, ne Kurstadt, das ist klar. 
Der schönste Fleck auf Erden ist Weisenbach fürwahr.

Natürlich ist im Murgtal dann auch ein Mordsverkehr, 
und unsre alte Murgtalstraß genügte längst nicht mehr. 
Doch weiß man sich zu helfen. Die Murg wird überdacht, 
Das gibt die schönste Autostraß! Es ist die reinste Pracht!

Gewiß in hundert Jahren steht hier ’ne Gasanstalt. 
Wie bald ist da das Wasser heiß, und wars auch noch so kalt! 
Und auch in jedem Hause dann eine Kochkist steht,
drin kocht sich's Essen selber, dieweil man bummeln geht.

Was sonst noch gibt in Weisenbach an neuem höret nur! 
Es steht dann sicher unerreicht an der Spitze der Kultur. 
In jedem Haus ist Telefon und Fernsehapparat, 
der Schöllkopf einen Funkturm trägt, fürwahr es ist ein Staat!

Wer will in hundert Jahren nach Baden-Baden schnell, 
fährt einfach mit der Straßenbahn, und zwar durch ein Tunnel. 
In Wildbad ist man gleicherweis in zehn Minuten schon, 
und nur noch unter Reichental ist eine Haltstation.

Wer will in hundert Jahren mal auf den Kipf hinauf, 
der hat es garnicht nötig, daß er so schwitzt und schnauft. 
Er setzt sich in die Drahtseilbahn und rückt ein Zehnerl dran, 
und schon nach fünf Minuten, da kommt er oben an.

Auch Wetter machen kann man in hundert Jahren schon.
Die Wolkenschieber haben auf der „Roten Lach“ Station. 
Sie schieben her dann Wolken, wenn ist zu groß die Hitz, 
und schleudern, wenn es regnen soll, hinein viel starke Blitz.

Nach hundert Jahren endlich der ganze Kapf ist weg. 
Und der gewonnene ebene Platz dient einem edlen Zweck. 
Der Kurpark und's Familienbad, der Sportplatz auch ist drauf 
und selbst die Urgroßmutter übt dort den Dauerlauf.

In hundert Jahren melden sich die Kurgäst drahtlos an. 
Sie kommen mit der Flugmaschin und nicht mehr mit der Bahn. 
Man landet auf dem Flugplatz hier, begrüßt vom Fremdenchef. 
Wer nur ein bißchen will was sein, gibt hier sich einen Treff.

In hundert Jahr'n ist Weisenbach allüberall bekannt. 
Es heißt von ihm dann weit und breit: Dort ist’s Schlaraffenland! 
Ein Aufenthalt in Weisenbach bedeutet höchstes Glück! 
Und wer mal hier gewesen ist, will niemals mehr zurück.

Ich hab euch nun entworfen ein kühnes Zukunftsbild. 
Selbst wenn man mich deswegen auch einen Narren schilt. 
Und wer es will bezweifeln, daß es so zu wird geh'n, 
soll halt nach hundert Jahren sich Weisenbach beseh'n.

Kehrreim:

Ja sowas, das wär herrlich! Ja sowas, das wär schön! 
Ach könnten wir doch Weisenbach in hundert Jahren sehn! 

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